Auch heuer wurde mit dem Herbstausflug das neue Arbeitsjahr eröffnet. Mit dem Bus ging es, bei schönem Herbstwetter, nach Lindenberg im Allgäu zum Hutmuseum. Der Großteil der Senioren hatte noch nie die Gelegenheit, das Museum zu besuchen und so waren wir alle schon sehr gespannt, was uns dort erwartet.
Am Beginn der Ausstellung wurden die Rohstoffe und einfachen Hilfsmittel gezeigt, die zur Hutherstellung gebraucht wurden und im Verlauf der Führung die Entwicklung immer besserer Maschinen und Geräte, die die Produktion wesentlich einfacher machten, präsentiert.
Seit dem beginnenden 17. Jahrhundert wurden in Lindenberg Strohhüte, hauptsächlich von Frauen in Heimarbeit, hergestellt. Das technische Wissen zur Hutherstellung hatten Pferdehändler aus Italien vermittelt.
Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Hüte aus Lindenberg auf Märkten verkauft und im Jahr 1755 entstand die Hut-Compagnie, welche die Vermarktung der Hüte für die Heimarbeiter übernahm.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren um die 300 Lindenberger Familien in der Hutmacherei tätig, obwohl die Bezahlung schlecht war. Da es aber keine andere Möglichkeit gab, Geld zu verdienen, blieb ihnen nichts anderes übrig.
1835 entstand die erste große Hutfabrik im Ort, die für die Herrenmode die sogenannte „Kreissäge“ fertigte und für die Damen Florentinerhüte und Glockenhüte herstellte.
Da bald nicht mehr genügend Rohstoffe in der näheren Region für die Hutproduktion vorhanden waren, wurden diese teilweise aus China importiert.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Lindenberg in 34 verschiedenen Unternehmen insgesamt acht Millionen Hüte pro Jahr produziert und in Länder aller fünf Kontinente exportiert. Lindenberg bekam den Beinamen „Hut-Hauptstadt Europas“ und „Klein-Paris“. Da immer wieder neue Modelle kreiert wurden, gab es auch viele Prominente, die Hüte aus Lindenberg kauften und so den Umsatz steigerten.
Nach dem ersten Weltkrieg setzte der Niedergang der Strohhut-Produktion ein und es wurde auf Filzhüte umgestellt. In den 1960er Jahren mussten die meisten Lindenberger Unternehmen den Betrieb einstellen.
Nach der interessanten Führung konnten wir noch verschiedene Hutmodelle ausprobieren und das eine oder andere Foto zur Erinnerung machen.
Zum Abschluss waren wir im Bayrischen Hof zu einem guten Essen eingeladen und konnten den Herbstausflug gemütlich ausklingen lassen.
Unser besonderer Dank geht an die Gemeinde Sulz für die großzügige finanzielle Unterstützung, sowie an Pfarrer Cristinel Dobos, Bürgermeister Michael Schnetzer und Altbürgermeister Karl Wutschitz für ihre Begleitung.
Ganz besonders danken wir dem Team des Sozialkreises, das immer wieder interessante Ausflugsziele aussucht.
Berta Leiner